Ich habe einmal die Geschichte zweier Jungs gehört: Als die Mutter nach oben ging, um ihnen „Gute Nacht“ zu sagen, entdeckte sie, dass ein Bild an die Tapete gekritzelt war. Beide waren alt genug, um es besser zu wissen. Die Mutter fragte: „Jungs, wer hat an die Wand gemalt?“ Chad, der jüngere Bruder, sagte: „Mama, ich war’s.“ In dem Wissen, dass Chad sicher bestraft werden würde, sagte Clint, der ältere Bruder: „Mama, ich weiß, dass Chad es war, aber er ist noch so klein – würdest du mich stattdessen bestrafen?“
Mit solchen Geschichten verstehe ich leichter, was Jesus für mich und dich getan hat. Clint liebte seinen kleinen Bruder so sehr, dass er dessen Strafe auf sich nehmen wollte. Genau das hat Jesus für dich getan: Er entschied sich, die Strafe zu tragen, die du verdient hättest.
Es hat lange gedauert, bis ich das nicht nur verstand, sondern auch annehmen konnte. Und Jesus geht noch weiter: Er sagt, „So wie ich euch vergeben habe, so vergebt auch anderen, die euch Unrecht getan haben!“ Er möchte also, dass wir seine Gnade nicht nur empfangen, sondern auch weitergeben.
Was bedeutet das? Für mich stechen zwei Dinge hervor:
Freundlichkeit – Sie stellt die Bedürfnisse anderer an die erste Stelle. Sie ist zart, selbstlos, mitfühlend und höflich. Freundlichkeit ist niemals hart, neidisch, unhöflich oder selbstbezogen.
Vergebung – Sie bedeutet, schlechte Gefühle loszulassen und keine Rache zu suchen, wenn dir jemand Schaden zugefügt oder Unrecht getan hat.
Schnell merke ich: In der Gnade zu leben ist eine oft schwere Entscheidung. Denn anderen Freundlichkeit und Vergebung zu schenken, auch wenn sie es nicht verdienen, ist in unserer Kultur selten. Doch je mehr du Gottes Gnade verstehst, desto natürlicher und sichtbarer werden diese Eigenschaften in deinem Leben.
Paulus schreibt:
„Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus“ (Epheser 4,32 HfA).
Und an anderer Stelle:
„Einer ertrage den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!“ (Kolosser 3,13 HfA).
Wenn du lernst, jemandem zu vergeben, kannst du ihm nicht länger böse sein – und das entlastet zuerst deine eigene Seele und macht dich frei! Deswegen bittet dich Jesus von Herzen, so zu vergeben, wie er dir vergeben hat. Wenn du merkst, dass du nicht vergeben willst, erinnere dich an das Opfer Christi für dich: Er hat sein Leben gegeben, als er am Kreuz starb.
Gott sieht, wenn du dich entscheidest, anderen wirklich zu vergeben, und er wird dich segnen. Wenn du dich entscheidest, echte Freundlichkeit und Vergebung zu schenken, kannst du in Frieden leben und wissen, dass dein Leben in Gottes Hand liegt. Er hat die Kontrolle, egal, was andere dir angetan haben. Du dienst einem Gott der Gnade. Er ist dein Vater, der dich mit liebevoller Güte und Vergebung überschüttet – und er ruft dich, nach seinem Vorbild zu leben.
Entscheide dich zu vergeben! Entscheide dich, freundlich zu sein!
Herausforderung für heute:
Wem entscheidest du dich heute zu vergeben?
Welche freundlichen Schritte wirst du gehen, um dieser Person zu vergeben?
Denke daran: Gottes Gnade > Meine Schuld!
„Fehler zu machen ist menschlich; sie zu vergeben ist göttlich.“ (Alexander Pope)